Dipl. Des. Birthe Sülwald

Als gebürtige Bremerin entspricht meine Farb-, Formen- und Gefühlswelt dem Norden.

Die Natur überträgt sich auf den Menschen.

Ich hatte ein Erlebnis mit einem Süddeutschen, der nur ein einziges Mal an der See war.

Das Gespräch war bester Slapstick:

"Da war einfach Nichts" - "doch diese Weite, das Meer, der Ausblick"

"Nein, nichts. Ich kam dort an und da ist nichts." - "doch, der Himmel, die endlose Weite"

Mir wurde bewußt, daß, was für mich Alles ist, nämlich das Watt, das Meer, der Himmel, für mein Gegenüber enttäuschend war. Es war so enttäuschend, daß er nie wieder dorthin fuhr.

In den Bergen hatte ich eine andere Erfahrung. Mit fast vierzig Jahren war ich das erste Mal in den Bergen und ich fühlte mich unwohl. Ich traf eine Frau, die zufälligerweise mit einem Bremer verheiratet war. Sie sagte, sie sei in den Bergen groß geworden, die Berge hätten sie immer beschützt. Ihren Mann hätten die Berge immer erdrückt. Ja, das war das Gefühl, das ich nicht zuordnen konnte.

Ich bin geprägt von der norddeutschen Kultur-Landschaft, vom Wattenmeer, der Weite, der See, dem Himmel, dem Regen, der Kälte im Norden. Und dem fühle ich mich zugehörig.

Das Leben hat mich in die Mitte von Deutschland geführt. Erst hier ist mir bewußt geworden, wie sehr der Norden mich geprägt hat. Diese Prägung schimmert überall durch.